Abführmittel (Laxantien)

Sie verkürzen die Verweildauer des Stuhls im Dickdarm und im Mastdarm.
Es gibt zwei Gruppen, nämlich orale (über den Mund) und rektale (in den Anus) Abführmittel.


Als Faustregel gilt:

Wird der Stuhl unzureichend weiter transportiert (zu lange Verweildauer im Dickdarm; Verstopfung und / oder leerer Enddarm), empfiehlt sich ein orales Abführmittel.
Wird der Stuhl trotz vollen Enddarms unzureichend ausgeschieden (zu lange Toilettenzeiten, unvollständige Entleerung), empfiehlt sich ein rektales Abführmittel.
Beides kann aber auch im zeitlichen Abstand zu Hilfe genommen werden.


Allgemeine Hinweise

Abführmittel sind nicht unbedenklich anzuwenden.
Bei Daueranwendung ist bei den meisten Abführmitteln ein Gewöhnungsprozess festzustellen. Oft ist dann eine Erhöhung der Dosis oder das Umstellen auf ein stärkeres Präparat nicht zu vermeiden. Auf jeden Fall sollten Sie mit Ihrem Hausarzt und / oder Apotheker sprechen.
Der in den Beipackzetteln beschriebene Wirkungseintritt bezieht sich nicht auf den verlangsamten Darm eines Menschen mit Querschnittlähmung. Ihre persönliche Erfahrung zählt!
Die Auswahl der Abführmittel richtet sich nach der Wirkungsweise des Präparates und ihrer Individualität, Einnahmemöglichkeiten sowie Lähmungshöhe und -art.
Ist ein Rhythmus gefunden, sollte bei einmaligen Zwischenfällen von Durchfall (Diarrhoe) oder Verstopfung (Obstipation) nicht sofort die Medikation geändert werden. Besser ist es, die Ursache des Problems herauszufinden.


Die Auflistung der folgenden Abführmittel sind die in unserer Klinik gängig.


Wasserbindende Substanzen halten das durch die Nahrung aufgenommene Wasser im Darm. Folge ist ein erhöhter Wassergehalt des Stuhls. Harter Stuhl wird aufgeweicht; durch Volumenzunahme wird die Austreibung gefördert. Diese Abführmittel sind geeignet für die Langzeitbehandlung. Oral einzunehmen sind Lactocur® und Movicol®.


Reizstoffe stimulieren ein im Dickdarm liegendes Nervengeflecht. Zusätzlich hemmen sie die Aufnahme von Wasser aus dem Darm und ziehen es aus dem umliegenden Gewebe ins Darmvolumen (siehe Wirkung wasserbindende Substanzen). Laut Bundesgesundheitsamt sind sie für die Langzeitbehandlung nicht geeignet (Gefahr der Gewöhnung). Jedoch erscheinen sie bei gegebenen Transportschwierigkeiten (Kotstau, Verstopfung) sinnvoll.  Oral einzunehmen sind Agiolax Granulat®, Dulcolax Dragees®, Laxoberal Tropfen®, Nedawürfel®.
Rektal gibt es Dulcolax Zäpfchen®.

Gleitmittel haben eine mild stimulierende Wirkung und machen den Stuhl gleitfähig. Als Zäpfchen entziehen sie der Umgebung Flüssigkeit. Das Volumen nimmt zu. Oral gibt es Obstinol M Emulsion®, rektal Glycilax Zäpfchen®.

Quell- und Faserstoffe
Bei dieser Gruppe wird zwischen Quell- und Faserstoffen natürlicher und pharmazeutischer Herkunft
unterschieden.
Die Natürlichen finden sie im Kapitel Ernährung, pharmazeutischer Herkunft sind z.B. indischer Flohsamen
und Benefiber®.
Es empfiehlt sich eine einschleichende Dosierung über 2 Wochen wegen möglicher Bildung von Blähungen.


Gasbildner
setzen Kohlensäure im Enddarm frei. Durch den erhöhten Druck des Gases auf die Darmwand wird
der Stuhl ausgetrieben. Besonders geeignet für Langzeitanwendung sind Lecicarbon Zäpfchen®.

 
Quelle: BGU-Murnau  Pflegedienst/Patienteninformation

www.bgu-murnau.de