Trotz Querschnittlähmung - Orgasmus und Ejakulation


Männer mit Querschnittlähmung (Lähmungserscheinungen, die nach Verletzung oder Erkrankung der Wirbelsäule auftreten, Anm. der Redaktion) haben meist auch veränderte sexuelle Reaktionen zu bewältigen. Dabei ist die Bandbreite vielfältig. Sie umfaßt von Einschränkung bis zum Verlust des Gefühls im Genital alle Abstufungen von Sensibilität, Erektion kann vorhanden sein oder auch nicht, oft hält sie nicht ausreichend lange, - alles ist möglich.

Das größte Problem für viele querschnittgelähmte Männer ist die mangelnde Ejakulation (Samenerguß) und der damit einhergehende Orgasmus, ein Mangel, der besonders bedrückend wird, wenn in einer bestehenden Partnerschaft der Wunsch nach Kindern nicht befriedigt werden kann.

 

Schon bisher konnte die Medizin helfen, spezialisierte Ärzte kennen einige Techniken, um einem Paar trotzdem zu Nachwuchs zu verhelfen. Eine dieser Methoden war der Einsatz spezieller Vibratoren, die - auch wenn mit Beischlaf oder Masturbation kein Sperma (Samenflüssigkeit) zu gewinnen war - es unter klinischen Bedingungen doch schafften. Allerdings mußte mann sich zu diesem Zweck in die Klinik begeben, ein Ort, der erotischen Stimmungen wenig förderlich ist.

1995 hat eine dänische Firma, die bereits Vibratoren für den klinischen Einsatz baute, auf Ersuchen der dänischen Vereinigung Querschnittgelähmter, ein Gerät für den Hausgebrauch entwickelt. Handlich, leise, exact auf die persönlichen Bedürfnisse einstellbar und vor allem: anzuwenden im trauten Heim, ohne die berührende Zuwendung hilfreicher Menschen in weißen Mänteln, das ist Ferti Careâpersonal vibrator.

Dieser Vibrator ist nicht zu vergleichen mit jenen, teilweise skurril geformten Apparaten, die in Sex-shops erstanden werden können.

Nach Angabe der Firma, die sich nicht auf ihre Erfahrungen in der Klinik verließ, sondern auch das neue "Heimgerät" umfangreichen Tests unterzog, war es 80% der Testpersonen möglich, zu ejakulieren.

Genauso wie individuelle Vorlieben des "Hand - an - sich - legens", 'mal rascheres oder gemächlicheres Vorgehen verlangen, kann beim getesteten Gerät die Frequenz zwischen 70 und 110 Hz frei gewählt werden. Und weil nicht jeder mit kleinen, abgezirkelten Bewegungen glücklich wird, sondern manche es lieber großzügig raumgreifend vorziehen ist auch die Amplitude von 1,0 bis 3,5 Millimeter verstellbar. Außerdem sorgt eine eingebaute Kontrollfunktion für den g’rade richtigen Druck, ist er zu groß, warnt ein kleines Lämpchen.

 

So sehr die Testpersonen auch beeindruckt waren, einige Probleme kann auch dieses Gerät nicht lösen:
Es ist nicht in der Lage seine Qualitäten auszuspielen, wenn der Benutzer eine schlaffe (also keine spastische) Lähmung hat und auch bei Lähmungen im Lendenwirbelbereich (etwa ab dem 12 Brustwirbel) kann der gewünschte Effekt ausbleiben. Es empfiehlt sich daher das Gespräch mit einem spezialisierten Arzt, wie sie etwa in den Rehabilitationszentren zu finden sind.

Was vom Gerät auch nicht erwartet werden kann ist die Verbesserung oder Verlängerung vorhandener Erektionen. Für den Einsatz des Vibrators ist der Zustand des Genitals Nebensache. Wenn die notwendigen Reflexbahnen erhalten sind, wird eine Ejakulation ausgelöst, dazu genügt das Anlegen des Gerätes an einem völlig schlaffen Penis.

Von Interesse ist auch der erzielbare Nebennutzen, denn neben der sich verständlicherweise allgemeinen Entspannung, die sich nach einem Orgasmus einstellt, registrierten die Testpersonen auch das Absinken der Spastizität für mehrere Stunden.

 

Achtung: Sie sollten sich vor Anwendung dieses Gerätes mit Ihrem Arzt besprechen. Liegt Ihre Lähmung oberhalb des 6. Brustwirbels (Tetra) müssen Sie Ihren Arzt zu Rate ziehen, da sich gefährliche Nebenerscheinungen (u.a. rascher Blutdruckanstieg während des Gebrauchs, Schlaganfallgefahr!) einstellen können. Ihr Arzt wird Ihnen erklären, wie Sie den Vibrator (eventuell mit begleitender Einnahme eines Medikamentes) einsetzen können ohne sich zu gefährden!

 

Bezugsquelle: medesign.de

 

Von: Eduard Riha